Wochenendtrips, die Zweite

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Ein weiterer Kurzzeittrip führte uns ins etwa siebenhundert Kilometer von Chennai entfernte, wunderschöne Cochin, eine an der Westküste (also am Arabischen Meer) gelegene Hafenstadt im Bundesstaat Kerala. Dort trafen wir (mal wieder) ein paar Mädels der Karl Kübel Stiftung, einer anderen Entsendeorganisation, bei der wir beide unser Zwischenseminar hatten und auch unser Nachbereitungsseminar haben werden.

Zusammen mieteten wir uns ein unglaublich gemütliches, mehrstöckiges Guesthouse, für unschlagbare 10 Euro pro Doppelzimmer!

Die Zeit nutzten wir unter anderem, um mit gemieteten Rollern die Gegend und Strände zu erkunden, oder eine Tour auf den sogenannten “Backwaters”, einem verzweigten Wasserstraßennetz bestehend aus Flüssen, Seen und Lagunen, zu machen.

Genug der langweiligen Worte, hier ein paar Bilder!

 

Let’s build a temple and get rich…

Einen weiteren Trip unternahmen wir nach Vellore, eine 150 Kilometer entfernte Stadt im landinneren, um den dort wohnhaften Leiter unserer Schule in Chennai, Umapathy, zu besuchen. Der ehemalige Gefängnisinsasse, Ticketkontrolleur, Journalist, Advokat und Politiker, legt mittlerweile sein Hauptaugenmerk auf seine beiden Privatschulen (“unsere” in Chennai, sowie in der Nähe von Vellore). So kamen wir in einem Hotel (nach Verhandlung für umgerechnet 4,50 Euro das Doppelzimmer) in einem Dorf namens Pallikonda unter. In jenem hatten ein paar Jahre zuvor andere Freiwillige unserer Orga ihren Dienst abgeleistet.

Zudem ist eine weitere Schule bis zur achten Klasse in einer sehr ruralen Gegend, wo es noch gar keine Schulen gibt, in Planung.

Wir besichtigten das neue Gebäude und stellten fest, “da gibt es noch einiges zu tun!”:

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Desweiteren nutzten wir die Gelegenheit, den “Golden Temple” in Vellore zu besuchen.

Da man von der Anlage keine Bilder schießen durfte, bediene ich mich jetzt mal einiger Internetquellen:

 

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Schick, nicht wahr?

Zum Hintergrund: Der Tempel ist nicht etwa ein unglaubliches Monument vergangener Tage, nein, er ist allein aus finanziellen Gründen 2007 von einem Geschäftsmann erbaut wurden, der sich von allen Seiten des Tempels auf Bildern wie eine Gottheit für seine angeblichen Wundertaten verehren lässt. Der Tempel besteht entgegen der landesüblichen Meinung auch nicht vollkommen aus Gold, sondern ist ein Betongebilde, welches mit einigen Kilogramm Blattgold überzogen wurde. Außen hui, innen pfui! Der Tempel könnte genauso gut auch in Las Vegas stehen. 

Also nur ein weiteres Beispiel dafür, wie reiche Leute Religion instrumentalisieren und kommerzialisieren, um den vielen Leichtgläubigen das Geld aus der Tasche zu ziehen, nur um noch reicher zu werden.

Die vielen versteckte Kosten, wie die Abgabepflicht von Handys für ein paar Rupien, der Zwang, auf dem Weg zum Tempel und hinaus tausende Nippes-Stores zu durchwandern, die Tempeldiener, die einen für Geld mit irgendwelchen Sachen segnen, die Verheißung, die Pflichtwartestunde in einem Saal durch eine “Spende” von 250 Rupien zu umgehen, all das stört viele der Inder nicht daran, frenetisch für sich und ihre Angehörigen zu beten und das Ganze sehr, sehr ernst zu nehmen.

Leider ist dieses Beispiel kein Einzelfall, einer der Gründe, warum ich die vielen (meiner Meinung nach eh immer gleich aussehenden) Tempelanlagen Indiens eher meide.

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Mein Fazit: Plant man Ähnliches zur Kapitalvermehrung, gerne mal vorbeischauen zum Ideensammeln, sonst einen weiten Bogen drum herum machen und stattdessen in der schönen Berglandschaft Vellores herumwandern!

Annual Day.

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Hauptsache bunt, Hauptsache schrill, Zusammenhang – egal!

Am ersten diesen Monats wurde das neunjährige Bestehen unserer Schule gefeiert, alle Eltern waren herzlich dazu eingeladen, ihre kleinen Kiddies auf einer Bühne diesem Anlass durch wochenlang einstudierte Tänze frönen zu sehen. Und so sehr es den meisten Lehrerinnen egal ist, ob die Kinder lesen, schreiben oder rechnen können, dem Tanz wird viel Bedeutung zugemessen und das merkte man auch. Auch wenn die Teilnahme der Kinder teilweise ziemlich erzwungen wirkte, ich war wirklich beeindruckt von der guten Performance meiner kleiner Schützlinge!

Umso schöner wurde der Abend dadurch, dass wir unsere Mädels Rachel, Kadda und Sarah endlich mal wieder zu Gesicht bekamen, denn auch sie wurden zu dieser Schulveranstaltung eingeladen und nahmen dafür die lange, harte und beschwerliche Reise nach Chennai auf sich. Super, dass ihr da wart!

Genug der Worte, die Bilder sprechen für sich!

Wochenendtrips, die Erste

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An Wochenenden oder sonstigen freien Tagen nutzen wir gerne die Zeit, unseren wunderschönen Bundesstaat Tamil Nadu und andere südliche Staaten mit unserem Bike zu bereisen, in ein paar Tagen mehr dazu! Besonders die Küstenregionen sind viele Touren wert.

Neben der üblichen Sicht auf uralte Tempelanlagen, Meer und Palmen, bieten indische Straßen natürlich auch einen ungeheuren Fahrspaß, da einem bei den ganzen verrückten Geisterfahrern und Straßensperren, die einfach mal random auf der Fahrbahn liegen, ganz bestimmt nicht langweilig wird!

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Besonders häufig sind diese Sperren nicht einmal mit Reflektoren ausgestattet, ein weiterer Beweis für die verzweifelten Versuche der Regierung, der ausufernden Bevölkerungszahl Herr zu werden.

Und dass nachts ohne funktionierende Scheinwerfer noch waghalsiger überholt wird als am Tage, versteht sich natürlich von selbst.

Whatever, mit Hilfe Shivas und ein bisschen Glück werden wir auch weiterhin alle Touren überleben, um ein paar schnieke Erinnerungsfotos für die Tage, wenn wir einmal weise, alt und grau sind, schießen zu können.

3 Wochen Chennai.

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Drei Wochen bin ich nun in einer Stadt, die mit suburbaner Umgebung mehr als doppelt so viele Einwohner als Berlin hat und gefühlt zehnmal größer ist!

Wie schon erwartet, hat sich meine Lebenssituation durch den radikalen Wechsel vom Dorf aufs Land (in fast jeder Hinsicht zum Positiven) verändert.

Doch von Anfang an: Am 19. Januar karrten wir endlich unsere schon zuvor besorgte Wohnungsinneneinrichtung mithilfe eines Umzugwagens von KGF nach Chennai zu unserem dreistöckigen Mehrfamilienhaus.

Nachdem wir endlich die Vermieterin, deren Englischkenntnisse auf „hello“ und „money“ beschränkt sind, ausfindig gemacht hatten, der erste Schock: Die Wohnung stand halb unter Wasser, weder Elektrik noch Wasserhähne funktionierten.

Glücklicherweise konnten wir einen benachbarten Handwerker organisieren, welcher bis in die Nacht für weniger als 10 Euro (inkl. Trinkgeld, neuer Wasserhähne, Fassungen und Glühbirnen) unsere Wohnung auf Vordermann brachte.

Die folgenden Tage verbrachten wir damit, unseren Stadtteil „Ayanavaram“ (einer von etwa zweihundert) zu erkunden.

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Das sehr ruhige Viertel ist noch sehr traditionell indisch ausgelegt, die Menschen sind sehr freundlich zu uns und westlich orientierte Viertel, die von allen bekannten Fast-Food-Ketten über moderne Fitnesscenter bis hin zu großen Einkaufskomplexen jeglichen „westlichen“ Komfort bieten können, sind nur einen Katzensprung von uns entfernt.

Meine Ernährungslage hat sich dementsprechend sehr verbessert, da ich nun endlich nach Wahl gesund und ausgewogen essen kann.

So habe ich die vielen Kilos, die bei der auf fast ausschließlich auf Reisprodukten basierten Ernährung in KGF verloren gegangen sind, innerhalb weniger Wochen zurückerlangen können und liege jetzt sogar schon knapp über meinem „Deutschlandgewicht“

Des Weiteren richteten wir uns weiter ein und reparierten und putzten nach Bedarf noch hier und da.

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So zerstörten wir beispielsweise das bei einigen unserer Mitbewohner anfangs noch ziemlich vorgefasste Bild von weißen Männern, als wir stundenlang unser extrem verkalktes Bad reinigten.

a) Putzen Männer nämlich nicht b) schon gar nicht, wenn sie weiß sind und c) putzt eigentlich niemand sein Bad wirklich gründlich, weil das ja minderwertige Arbeit für die unterste Kaste ist.

Mittlerweile haben wir bei jedermann alle Klischees beiseite räumen können und sind als die „netten weißen Jungs von nebenan“ bekannt und geschätzt, mit denen man mal ruhig auch als Frau ein bisschen smalltalken kann, um viele interessante Dinge über das Leben im Ausland zu erfahren.

Vor kurzem kauften wir uns zudem eine „Royal Enfield Elektra“ kurz „Bullet“. Mit diesem indischen Kult-Bike der ältesten produzierenden Motorradmarke der Welt machten wir uns endlich unabhängig von unregelmäßig auftretenden öffentlich Verkehrsmitteln sowie Autorikscha-Fahrern, die bei Ausländern das Zehnfache des Normalpreises verlangen.

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Mit diesem Bike werden wir die eine oder andere Tour, vielleicht auch nach Delhi, in unserer Freizeit unternehmen.

Zum Projekt: Unser neues Projekt, eine Privatgrundschule, die 20 Meter von unserer Wohnung entfernt liegt, ist ein reiner Gewinn!

Es wird von drei Vorschulklassen bis hin zu fünften Klasse Unterricht gegeben, jede Klasse hat eine persönliche Lehrerin.

Die Frauen sind supernett und zuvorkommend, können leider aber kollektiv kein Englisch sprechen, ebenso wenig wie die Kinder.

Außerdem ist die Unterrichtsphilsosophie mal wieder sehr traditionell ausgerichtet. Heißt: Die Lehrkörper geben wenn überhaupt Frontalunterricht (Prinzip des Schreiens und Nachschreiens), sitzen aber meistens bei Kaffee und Tee zusammen, schnacken und sorgen lediglich dafür, dass die Kinder ruhig sind und ihre sinnlosen Abschreibarbeiten ( z.B. die Zahlen eins bis tausend zu schreiben) tätigen.

Über den Sinn des Frontalunterrichts lässt sich sicherlich streiten.

Mit triumphierendem Blick zeigte mir beispielsweise eine sehr junge Lehrerin, wie gut ihre Vorschulklasse schon die Zahlen aufzählen könne. Sie ließ ihre Schützlinge in der Reihenfolge die Zahlen eins bis fünfzig von der Tafel (was sie nach ihren Aufzeichnungen anscheinend schon seit Anfang Juli tut) „aufsagen“.

Mit einem freundlichen Lächeln nahm ich ihr daraufhin ihren Zeigestock aus der Hand und zeigte, ohne eine bestimme Reihenfolge einzuhalten, auf mehrere zweistellige Zahlen.

Wie erwartet war keines der Kinder in der Lage, die entsprechenden Zahlen zu benennen.

Die Kinder kommen größtenteils aus ärmeren Tagelöhner-Familien, die sich die 100 Euro Gebühr pro Jahr Schulbildung nicht nur metaphorisch gesprochen vom „Mund absparen“ müssen.

Die Bildung, die sie für das viele Geld erhalten, ist nicht sehr viel besser, als die bei staatlichen Schulen. Weiterhin kann man, egal was für Noten auf dem Zeugnis stehen, nicht sitzen bleiben. Das bedeutet, dass viele Kinder versetzt werden, die aus rein objektiven Gründen in eine untere Stufe gehören und somit immer mehr und mehr überfordert werden.

Der Schulleiter ist gerade mal ein Mal im Monat da, und sorry, aber ihm spreche ich komplett jegliche Ahnung von Schulen im Allgemeinen ab.

Somit haben wir ein paar verbesserungswürdige Punkte gefunden, langweilig wird uns auf jeden Fall in den nächsten Monaten nicht!

Wir fungieren von daher als Ideengeber, wie man manche Unterrichtsinhalte vielleicht besser vermitteln und unterhaltsamer machen könnte.

Das von uns vertretende Prinzip der Unterrichtseinbeziehung und Förderung des „Selberdenkens“ traf bei Schülern sowie zuschauenden Lehrerinnen auf jeden Fall auf große Resonanz, da diese Methodik Schülern wie Lehrkräften einfach viel mehr Spaß bieten kann.

Zugute kommt, dass jede Klasse in der Regel maximal zehn Schüler aufweist, weswegen man ungestört einen strammen Unterricht durchziehen kann.

Wie groß das Potential der vielen schlauen Köpfe eigentlich ist, sieht man beispielsweise daran, dass ich der fünften Klasse in den letzten Tagen ohne Probleme Mathematik für eigentlich ältere Kinder (z.B. Rechnen mit negativen Zahlen, Rechnen mit Klammern, Ausrechnen von unbekannten Variablen etc.) verständlich machen konnte.

Und das fast ohne jegliche verbale Kommunikationsbasis.

So werden wir in den Folgemonaten unser Augenmerk auf Mathematik, Englisch und Kunst (bis wir eines schönen Tages nicht mehr ängstlich gefragt werden, wie denn dieses und jenes richtig auszumalen sei und die Kinder beim Ausmalen nicht mehr voneinander abschauen) legen.

Wir hatten insgesamt schon viele kleine Fortschritte und noch viel mehr Spaß mit den Kiddies und hoffen, neue Anreize für die Lehrkräfte geben zu können!

Achja: Hier hat uns sogar die Polizei lieb, die Anmeldung (Dauer in KGF 2 Wochen und unglaublicher Aufwand) dauerte etwa zehn Minuten, schließlich kämen wir ja aus einem „guten“ und nicht aus einem „bösen Land wie Pakistan, China oder Syrien“.

EIN HOCH AUF CHENNAI!

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(Unser geglückter Einbruch ins Cricketstadion: Als vermeintlicher deutscher Cricket-Nationalspieler kein Problem!)

Die Wege trennen sich…

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Jetzt. Endlich. Nach mehr als drei Monaten aufreibender Polizeioffice-Touren, Unmengen an Papierkram und vielen schwer zu verkraftenden Rückschlägen, haben wir vier, die den Bundesstaat Karnataka verlassen wollen, endlich die Genehmigung dazu erhalten.

Das heißt neue Herausforderungen, Menschen, Erfahrungen und vor allem endlich ein vom BMZ anerkanntes Projekt! Morgen werden Till und ich (Jan) in die Großstadt Chennai in unsere vor einiger Zeit mit vielen Problemen und „Extrazuwendungen“ (neun von zehn Maklern haben sofort aufgelegt, als sie hörten, dass wir Ausländer seien) gemietete Wohnung, die hoffentlich von den Spuren der Messie-Vormieter erlöst worden ist.

Das bedeutet auch: Ab morgen gibt es wieder ordentlich Gründe und keine Ausreden mehr, nicht über viele neue und interessante Sachen zu schreiben!

Ein Lebenszeichen.

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Stillstand. Gerade das scheint unser Blog zu vermitteln. Das liegt aber eher an unserer gemeinsamen Faulheit und nicht daran, dass hier in Indien nichts passieren würde. Wir geloben Besserung!

Nach Ankunft (lange her) der anderen vier in KGF beschlossen wir eine kleine Planänderung: Künftig sollten nicht mehr wir beide zusammen in einem Projekt arbeiten, sondern ich (Jan) mit unserem Freund Till nach Chennai, die an der Ostküste gelegene Hauptstadt Tamil Nadus  (5 Millionen Einwohner), ziehen um im dortigen Projekt tätig zu sein, während Rachel hier vor Ort bleiben sollte, um mit Sarah weiterhin an unserer angestammten Schule zu arbeiten. Leider lief alles ein bisschen anders als geplant, die Probleme mit der Polizei wurden nicht gerade weniger, sodass wir weiterhin auf unsere Ausreiseerlaubnis warteten. Während Rachel (nach dem Fallenlassen des Vorwurfs, wir seien fanatische Missionare) nach einiger Zeit wenigstens wieder an unserer alten Schule unterrichten durfte, mussten vier von uns, mich eingeschlossen, sich eine eher halblegale Beschäftigung in anderen Schulen suchen.

So gingen Till und ich einen Monat lang auf die „Jain School“, eine Privatschule.



Die Unterschiede zu der staatlichen Schule, meiner vorherigen Arbeitsstätte sind gewaltig.

Für umgerechnet 180 € im Jahr erhalten die Schüler Unterricht auf beinahe westlichem Bildungsniveau.

Die von einem Jain (eine indische Religion, die ihren Anhängern vorschreibt, vegan zu leben und wegen des Ideals der Nichtverletzung von Lebewesen eher oft im Handel und Bankgewerbe arbeiten) vor drei Jahren eröffnete Schule beherbergt 18 Lehrer, die die etwa dreihundert Schüler von 3 ein halb bis 16 Jahren (Vorschule bis 10. Klasse) in fast allen den in deutschen Gymnasien gegebenen Unterrichtsfächern lehren.

Fixing the computers.

In Abkehr zur staatlichen Bildungsphilosophie wird vom Frontalunterricht und den vielen Schlägen abgewichen und eine Philosophie der gegenseitigen Achtung und des Respekts gepflegt.

Weiterhin auffällig ist die enorme Freude und Dankbarkeit der Schüler und Lehrer, die einem durch die bloße Anwesenheit zukommt.

Die dritte Klasse.

Die siebte Klasse.

Während dies an der staatlichen Schule ähnlich ist, unterscheidet sich dagegen die Erwartungshaltung an den Freiwilligen.

Wird das Dasein eines Freiwilligen an staatlichen Schulen nach meinen Erfahrungen von Lehrern dazu ausgenutzt, oft frei machen zu können, ist man sich an besagter Privatschule durchaus bewusst, dass der Freiwillige kein ausgebildeter Lehrer ist, entsprechend ist die Erwartungshaltung und die Belastung keineswegs auch nur ansatzweise  so hoch.

Die Lehrer sind in der Lage, eloquent und elaboriert Englisch zu sprechen (nicht so an den staatlichen) und sind trotz der geringeren Bezahlung weitaus motivierter, da unter anderem kein Kündigungsschutz wie als Beamter besteht.

Ich bin im Endeffekt sehr froh, mich noch nicht in meinem ursprünglich vorgesehenem Projekt zu befinden, da ich so die Gelegenheit bekommen habe, die krassen Unterschiede von den privaten und staatlichen Schulen zu sehen.

Wenn es die Polizei dann doch einmal zulässt, werden sich Rachels und meine Wege in der nächsten Zeit trennen. Dann werde ich die Gelegenheit haben, neben dem Kleinstadtleben auch das komplett unterschiedliche Großstadtleben kennen zu lernen.

Ich werde berichten!

Der November

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Der November ist zwar schon eine Weile her aber es gibt einiges zu berichten.

Nachdem sich die Probleme mit der Polizei einigermaßen geregelt hatten durften wir nun wieder an die Schulen. Jedoch schon drei Tage später ging es mit unserem Zwischenseminar in Coimbatore weiter. Dort trafen wir viele andere Freiwillige und genossen einige Tage deutschen Luxus. (Klopapier, Klospülung, warmes fließendes Wasser…)

Das Wochenende danach verbrachten wir in Ooty, einer kleinen idyllischen Bergstadt mitten in Teeplantagen, einige schöne Tage. Es war ziemlich kalt, weil Ooty ziemlich hoch gelegen ist und wir zur kältesten Jahreszeit da waren. Dafür gab es aber viel leckere „homemade chocolate“  und einen Botanischen Garten mit Dschungel und Tigern.

Die Kälte waren wir leider nicht mehr gewohnt deswegen mussten wir uns einige „wärmende“ Ideen einfallen lassen.

Wir zu sechst in drei Betten mir zehn Wolldecken.

Till beim Frühstück mit Teewärmer auf dem Kopf .

 

Gokarna

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Um uns vom Nichtstun zu erholen, traten wir letzte Woche erneut eine Reise an. Dieses Mal ging es an die kleine Küstenstadt Gokarna, die ungefähr 14 Fahrtstunden von KGF entfernt liegt. Außer einem Tagesausflug an die „Jog Falls“ (der höchste Wasserfall Indiens) taten wir eigentlich nichts anderes, als im warmen Meer zu schwimmen (ca 28 C°), uns zu sonnen und leckere Fruchtsäfte und Shakes zu trinken, weswegen wir lieber mal wieder die Bilder für sich sprechen lassen:




Mysore

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Kurz nach unserem Ausflug nach Hampi ging es  weiter nach Mysore,  einer Palaststadt und Wohnsitz des Maharadschas und ein Zentrum der Sandelholzschnitzerei, Seiden und Räucherstäbchenmanufaktur. Dort  verbrachten  wir  drei schöne Tage, in denen wir den Mahardscha-Palast  bestaunten,  den Chamundi Hill besichtigten, in den Mysore Zoo gingen, das Mausoleum  und verschiedene Parks besuchten. Bilder sagen wie immer mehr als Worte und sind nicht so zeitaufwändig: 😉

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Zoo.

Unser Freund und Helfer.

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Wie vielleicht schon im Artikel über Hampi zu Tage trat, ist unser Verhätlnis zu der ortsansässigen Polizei ein wenig kompliziert.

Dass wir (zugegebenermaßen) schreibfaulen Blogger extra einen Artikel über den Bewacher von Recht und Ordnung schreiben, muss schon einiges heißen.

Zuerst einmal scheinen die vielen Polizeistationen in unserer Gegend eine gewisse Allmacht uns gegenüber zu haben. Problematisch ist das vor allem daher, da es anscheinend im ruhigen KGF nichts anderes zu tun gibt, als uns zu schikanieren. Bei unseren vielen Stationsbesuchen hängen eigentlich immer mindestens fünf Beamte mit ihren Vorkriegsgewehren vor den Gebäuden rum und verbringen dort ihre Dienstzeit.

Zum Vergleich mit der jetzigen Situation: Die vielen Freiwilligengenerationen vor uns kamen hier in KGF an, meldeten sich kurz an, um dann in ihre Projekte zu wechseln, die gegeben falls auch im an dem uns anliegenden Bundesstaat Tamil Nadu lagen.

Nun dauerte unsere Anmeldung allein schon zwei Wochen und verschlang auch viel mehr „Bakschish“ (Bestechungsgelder, hier in Form von indischen Rupien, Kugelschreibern, Kopierpapier etc.) als üblich.

Besonders deutlich wurde die Missgunst der neuen Führungsriege bei unserem Ausflug nach Hampi.

Seit der Ankunft der anderen müssen wir uns für jeden geplanten Ausflug jeweils An- und Abmelden bei der „großen Polizeistation“. Heißt: Vorher zum „Snake Tempel“ fahren, sich dort einen roten Punkt auf der Stirn besorgen (damit der Vorwurf, wir seien fanatische christliche Missionare ja nicht zu laut wird), dann lange in der Station rumsitzen und mit dem typischen „India ist the best country in the world“ Gerede die uns weniger wohlgesonnen Polizisten – eben die mit Entscheidungsmacht – die sechs handschriftlichen Bitten um Vereiseerlaubnis abgeben.

Das Bestechen hat bis jetzt zum Glück immer Prabhu übernommen, mittlerweile wird von einigen aber uns gegenüber erwähnt wie gerne sie doch Euro-Münzen für ihre Sammlung hätten.

Tatsächlich herrscht bei fast allen Indern der Glaube, dass Indien einfach das Gelbe vom Ei auf dem Globus ist. So sollte man auf die allgegenwärtigen Fragen, wie man Indien, das Essen etc. findet, am besten ausufernd antworten, dass dieses und jenes indische Essen sofort das Lieblingsessen geworden sei und auch jede Woche zurück in Deutschland gekocht werden würde, dass die indische Kleidung so unglaublich klasse und angenehm sei, weshalb man sie auch sein Leben lang tragen wolle und so weiter. Super toll kommen auch die Geschichten des eigenen Landes, welche zu einem Vergleich führen in dem Indien natürlich viel besser ist.

Trotz aller Lobeshymnen wird uns die Ausreise nach Tamil Nadu, wo nun einmal vier von uns sechs arbeiten sollen, bis auf weiteres verweigert.

Da uns beiden auch noch zwei Wochen lang die Arbeitserlaubnis aufgrund des Missionars-Vorwurfs entzogen wurde, hatten wir mit den Herbstferien plötzlich fünf Wochen Zeit, Karnatakas schönste Wunder  zu bewundern.

Die Polizei nutzt unsere Abwesenheit allerdings öfters gerne aus, um in unserem Haus herumzuschnüffeln und danach noch Befehle zu erteilen wer mit wem in welchem Zimmer und Bett zu schlafen hat. Und auf gar keinen Fall dürften die Mädchen sich ein Badezimmer mit den Jungs teilen.

Zudem verlangt die Polizei einen täglichen Bericht von Prabhu über unseren Aufenthalt und unsere Tätigkeit.

Desweiteren ließ ein Freund Prabhus bei der Polizei uns in „Secret-Documents“ einsehen, in welchem die unteren Behörden angewiesen werden, bitte jeden unserer Schritte zu überwachen.

Manchmal fragt man sich dann doch, warum Indien denn bitteschön eine Demokratie sein soll.