Ein weiterer Kurzzeittrip führte uns ins etwa siebenhundert Kilometer von Chennai entfernte, wunderschöne Cochin, eine an der Westküste (also am Arabischen Meer) gelegene Hafenstadt im Bundesstaat Kerala. Dort trafen wir (mal wieder) ein paar Mädels der Karl Kübel Stiftung, einer anderen Entsendeorganisation, bei der wir beide unser Zwischenseminar hatten und auch unser Nachbereitungsseminar haben werden.
Zusammen mieteten wir uns ein unglaublich gemütliches, mehrstöckiges Guesthouse, für unschlagbare 10 Euro pro Doppelzimmer!
Die Zeit nutzten wir unter anderem, um mit gemieteten Rollern die Gegend und Strände zu erkunden, oder eine Tour auf den sogenannten “Backwaters”, einem verzweigten Wasserstraßennetz bestehend aus Flüssen, Seen und Lagunen, zu machen.
Genug der langweiligen Worte, hier ein paar Bilder!
Let’s build a temple and get rich…
Einen weiteren Trip unternahmen wir nach Vellore, eine 150 Kilometer entfernte Stadt im landinneren, um den dort wohnhaften Leiter unserer Schule in Chennai, Umapathy, zu besuchen. Der ehemalige Gefängnisinsasse, Ticketkontrolleur, Journalist, Advokat und Politiker, legt mittlerweile sein Hauptaugenmerk auf seine beiden Privatschulen (“unsere” in Chennai, sowie in der Nähe von Vellore). So kamen wir in einem Hotel (nach Verhandlung für umgerechnet 4,50 Euro das Doppelzimmer) in einem Dorf namens Pallikonda unter. In jenem hatten ein paar Jahre zuvor andere Freiwillige unserer Orga ihren Dienst abgeleistet.
Zudem ist eine weitere Schule bis zur achten Klasse in einer sehr ruralen Gegend, wo es noch gar keine Schulen gibt, in Planung.
Wir besichtigten das neue Gebäude und stellten fest, “da gibt es noch einiges zu tun!”:
Desweiteren nutzten wir die Gelegenheit, den “Golden Temple” in Vellore zu besuchen.
Da man von der Anlage keine Bilder schießen durfte, bediene ich mich jetzt mal einiger Internetquellen:
Schick, nicht wahr?
Zum Hintergrund: Der Tempel ist nicht etwa ein unglaubliches Monument vergangener Tage, nein, er ist allein aus finanziellen Gründen 2007 von einem Geschäftsmann erbaut wurden, der sich von allen Seiten des Tempels auf Bildern wie eine Gottheit für seine angeblichen Wundertaten verehren lässt. Der Tempel besteht entgegen der landesüblichen Meinung auch nicht vollkommen aus Gold, sondern ist ein Betongebilde, welches mit einigen Kilogramm Blattgold überzogen wurde. Außen hui, innen pfui! Der Tempel könnte genauso gut auch in Las Vegas stehen.
Also nur ein weiteres Beispiel dafür, wie reiche Leute Religion instrumentalisieren und kommerzialisieren, um den vielen Leichtgläubigen das Geld aus der Tasche zu ziehen, nur um noch reicher zu werden.
Die vielen versteckte Kosten, wie die Abgabepflicht von Handys für ein paar Rupien, der Zwang, auf dem Weg zum Tempel und hinaus tausende Nippes-Stores zu durchwandern, die Tempeldiener, die einen für Geld mit irgendwelchen Sachen segnen, die Verheißung, die Pflichtwartestunde in einem Saal durch eine “Spende” von 250 Rupien zu umgehen, all das stört viele der Inder nicht daran, frenetisch für sich und ihre Angehörigen zu beten und das Ganze sehr, sehr ernst zu nehmen.
Leider ist dieses Beispiel kein Einzelfall, einer der Gründe, warum ich die vielen (meiner Meinung nach eh immer gleich aussehenden) Tempelanlagen Indiens eher meide.
Mein Fazit: Plant man Ähnliches zur Kapitalvermehrung, gerne mal vorbeischauen zum Ideensammeln, sonst einen weiten Bogen drum herum machen und stattdessen in der schönen Berglandschaft Vellores herumwandern!